Psychodrama

„Handeln ist wirksamer als Reden“

Jakob Moreno (1889 – 1974),
Begründer des Psychodramas

Das Psychodrama ist eine Aktionsmethode. Die Worte stammen aus dem Griechischen und bedeuten Seele (griech. Psyche) und Handlung (griech. Drama). Nach ihrem Begründer, Jakob Moreno, begrenzt sie sich nicht auf die Sprache. Vielmehr fließt Morenos Affinität zum Theater ins Wording ein. Metaphorisch gesprochen bringt das Psychodrama die Dramen der Seele auf die Bühne.

Auf dieser laufen die Handlungen in Szenen ab – fast wie im wirklichen Leben. Allerdings nicht nach festem Schema. Daher kann man das Psychodrama nicht über „Konserven“ lernen, indem man anderen zuschaut. Sondern nur durch Selbsterfahrung.

Es gibt im Psychodrama kein Skript oder einen Ablaufplan. Die Kunst der Leitung besteht darin, spontan und kreativ auf das Geschehen „ auf der Bühne“ zu reagieren, aufmerksam zu beobachten und bei Bedarf zu intervenieren.

Nach Moreno ist der Mensch ein soziales Wesen dessen Bezugsrahmen sein soziales Atom darstellt. Seine sozialen Beziehungen sind geprägt durch das gesellschaftliche Umfeld, Normen und Regeln sowie den Zeitgeist.

Die Methoden des Psychodramas sind von unterschiedlichen Einflüssen geprägt. Zum einen begeisterte sich Moreno für die experimentellen Formen des Theaters im Wien der 1920er Jahre. Er gilt als Wegbereiter des Improvisationstheaters und des Theatersports, wie wir es heute kennen. Aus der Theaterwelt sind Begriffe wie die Bühne, Protagonis*In, Regie und Szenen eingeflossen.

Zum anderen gewann Moreno Erkenntnisse, durch die Beobachtung spielender Kinder im Wiener Stadtpark sowie durch seine praktische Erfahrung als Arzt, die in seine Methoden und Handlungstechniken einfl0ssen. Die Methoden sind deswegen sehr bunt. Sie reichen von der Arbeit mit Symbolen über Soziodrama, Soziometrie, Stehgreif- und Playbacktheater bis hin zu Skulpturarbeit und Regiestuhltechnik.

Das Rollenrepertoire

Ein zentrales Anliegen in der psychodramatisch orientierten Supervision ist eine Erweiterung des Rollenrepertoires. Die deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv), die Supervisor*Innen zertifiziert und für die Einhaltung wichtiger Qualitätsstandards steht, schreibt dazu:

Die berufliche Rolle als Summe der Erwartungen an eine Person in einem System ist ein gewichtiger Gegenstand der supervisorischen Beratung. Der Spannung zwischen unterschiedlichen beruflichen Rollen und Rollenerwartungen und der Ausprägung einer Rolle durch die jeweilige Person gehört die Aufmerksamkeit des Supervisors/der Supervisorin“

(Broschüre Supervision S. 23 hrsg v.d DGSv)

Eine Erweiterung des Rollenrepertoires kann durch die Übernahme neuer Rollen oder einer neuen Ausrichtung des Verhaltens in den bisherigen Rollen geschehen. Der Nutzen liegt in der Überprüfung des bisherigen Rollenkonzepts und im Erkennen der eigenen Erwartung, der Analyse des eigenen Verhaltens, der Entwicklung neuer Möglichkeiten und dem Aufbau einer Fähigkeit zur Distanz.

Nach Ferdinand Buer ist Psychodrama ein Format, das Handlungsansätze der Beziehungsarbeit bietet. Buer gilt als Vordenker der psychodramatisch orientierten Supervision. Unabhängig vom Format bietet er die Unterscheidung zwischen Arrangements und (Handlungs-)Technik an. Mit Arrangements sind Stilmittel gemeint, die Spielräume erweitern und Optionen eröffnen. Im Gegensatz dazu werden die Methoden aus dem Werkzeugkoffer des Trainers, als Techniken bezeichnet. Sie dienen dem Einsatz vor Ort. Wolfgang Kocher arbeitet oft mit Symbolen, um Prozesse zu visualisieren und begreifbar zu machen.

Eine psychodramatisch orientierte Supervision findet daher nicht nur im Sitzen statt, während der Supervisor am Flipchart moderiert. Sondern sie lädt ein, sich zu bewegen und mit unterschiedlichen Materialien zu visualisieren.

Der Kochersche Koffer

Im Kocherschen Werkzeugkoffer finden sich Papier, Wachsmalfarben, Lego, Tiere, Schlümpfe, Seile, Postkarten, Holzfiguren, Steine, Federn uvm. Das Material wird aber nicht inflationär eingesetzt, sondern unterstützt den Prozess, wo es nötig und möglich ist.

Als Arrangement können Vignette, leerer Stuhl, Standbild, Skulptur, Sozialatom, Aktionssoziogramm oder soziometrische Landkarte zum Einsatz kommen.

Zur Handlungstechnik gehört Interview, Monolog, Doppeln, Rollentausch, Rollenwechsel und Spiegeln als Interventionstechnik.

Als Integrationstechnik dienen Feedback, Sharing, Zusammenfassung und Prozessanalyse. Sie sichern den Transfer in den beruflichen Alltag.

Arrangements wie Handlungstechniken sind geeignet für Akteure jedweder Couleur und beruflicher Hintergründe. Für Menschen, die Handeln und Rolle im Beruf reflektieren und die Beziehungen aktiv gestalten wollen.